Einführung
Das Projekt ConverArt - Die Kunst der Abrüstung
Ein Wettbewerb unter Kunststudenten zum Thema
Abrüstung und Konversion, wie er 1998 anläßlich 350.
Jahrestages des Westfälischen Friedens vom Bonn International Center
for Conversion (BICC) veranstaltet wurde, scheint auf den ersten Blick
ein ungewöhnliches Projekt für ein internationales Forschungs-
und Beratungsinstitut zu sein. Die gedankliche und praktische Umwandlung
ehemals militärischer Ressourcen für eine zivile Nutzung ist
jedoch ein vielschichtiger und schwieriger Prozeß. Die Öffentlichkeit
daran zu beteiligen, gehört zu den Aufgaben des BICC und jede Erweiterung
des Blickfeldes ist hierfür produktiv. Es war eine besonders reizvolle
Herausforderung, das heutige Spannungsfeld von Kunst und Politik für
dieses Vorhaben zu aktivieren.
Eine Werkstatt
Entstanden ist eine "Werkstatt" junger
Künstlerinnen und Künstler: Ideenskizzen, Entwürfe, Aktionskunst,
work in progress und fertige Werke. Die 29 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
an der Wanderausstellung ConverArt, vorwiegend Studierende an
den Kunst- und Medienhochschulen sowie den entsprechenden Fachbereichen
in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg, kommen aus Bosnien, Deutschland,
England, Nigeria, Rumänien, Rußland und Vietnam.
Offensichtlich gibt es inzwischen eine internationale
Wahrnehmung des Themas Militärkonversion mit zum Teil für
die Herkunftsländer der jungen Künstler sehr typischen Facetten:
die soziale Not und die Wohnungsprobleme demobilisierter Soldaten in
Rußland, die Rohstoffversorgung aus den Überresten des Krieges
in Vietnam, die Rekultivierung der vielen "freigegebenen"
Liegenschaften in Deutschland, der Umgang mit "überschüssigen"
Waffen in Bosnien oder in Afrika.
Indem die Teilnehmer von ConverArt sich
einer großen Vielfalt von Genres bedienen - Malerei, Collagen,
Fotoarbeiten, Film- und Videoprojekte, skulpturale und archtitektonische
Skizzen, Installationen und Inszenierungen, wird eindrucksvoll und dem
Thema "angemessen", seine virtuelle und reale Komplexität
reflektiert. Metaphorisches und utopiegeleitete Entwürfe stehen
neben Dokumentarischem und praktischen Ideen einer "Umwandlung":
Kunst als Subjekt und Objekt von Konversion.
Die Deutsche UNESCO-Kommission bringt ConverArt
als offiziellen deutschen Beitrag in die Reihe der Vorhaben der UNESCO
zum Internationalen Jahr für eine Kultur des Friedens 2000
ein.
Das Experiment: Veränderung von Realität
Nicht alles konnte realisiert werden, manches
ist ein Entwurf geblieben, manches kann nur dokumentiert werden. Das
liegt an den begrenzten Mitteln eines solchen Wettbewerbs, der Veranstalter
und seiner Teilnehmer - aber auch am Gegenstand selbst. Warum soll es
jungen Künstlern leichter fallen als der heutigen Generation von
Wissenschaftlern und Praktikern, die widerspruchsvollen, neuen Wege
des militärisch-zivilen Wandels konzeptionell und praktisch zu
beschreiten?
Militärische Phänomene sind langlebig,
hart im Umgang, gefährlich in den Folgen und kostspielig in der
"Entsorgung". Sie haben sich in Landschaften, im Boden, im
Wasser, in Produktionsstätten, in den Technologien und in den Köpfen
der Menschen festgesetzt. Es gibt sie - die Faszination des Militärs.
Auch deshalb bleibt Konversion oft auf halbem Wege stehen.
Einige der Werke von ConverArt sind ein
interessanter Spiegel dieser Widersprüche. Gleichwohl verfügt
Kunst über ein anderes Repertoire der Umwandlung von Wirklichkeit.
In sehr unterschiedlicher Weise haben sich die Teilnehmer von ConverArt
dieser "Verwandlungskünste" bedient.
So könnten etwa die Kunstwerke von ConverArt
vier Kategorien zugeordnet werden
- Konstruktionen des Erinnerns: Verlassene
Liegenschaften, Bunkerlagen und Kasernen werden zu "Denkmälern",
zu Orten der Spurensicherung einer "Militärkultur"
von gestern
- Transzendenz: Die Altlasten im Kopf: Vom
Militär geprägte Gedankenwelten können transzendiert
werden. Ironisierung dient oft als Brücke zur Grenzüberschreitung:
Die Vergeblichkeiten, die "Attraktion", der langen Geschichte
der Kriege werden zurückgelassen.
- Not macht erfinderisch - Ironien der Wiederverwendung:
Die Beseitigung beziehungsweise das Recycling von militärischen
Altlasten und "überschüssigem" Waffenmaterial
wird auf unterschiedlichste Weise behandelt - mal ironisch, mal dokumentarisch,
mal spielerisch.
- In zivilen Alternativen denken und handeln:
Mit Hilfe verschiedener Medien widmen sich einige Arbeiten von
ConverArt der Frage, was in Folge der Konversion entstehen
und wie das eigene Handeln dies beeinflussen kann.
Die sehr unterschiedlichen Arbeiten von ConverArt
sind kulturell und politisch aufschlußreiche Momentaufnahmen
für Sichtweisen und Mentalitäten, Befürchtungen und Wünsche
der heutigen Generation zum Thema Krieg und Frieden. Deutlicher als
in den seltenen früheren Darstellungen von Konversion in der Kunst,
die sich je nach vorgefundener Realität zwischen Idealisierung,
Heroisierung und Propaganda bewegten, stehen heute häufig ironisierende
Distanz und realitätsorientierte Veränderungsphantasien im
Vordergrund und durchaus nicht im Widerspruch zueinander.
Das BICC zeigt ConverArt zusammen mit
einer Informationsausstellung "Abrüstung und Konversion -
Vom Kalten Krieg ins Jahr 2000".
Die Einladung zum Schauen und Nachdenken verbinden
wir mit dem Wunsch nach einer möglichst weiten Verbreitung der
Ideen von ConverArt.
Corinna Hauswedell/Susanne Heinke-Mikaeilian
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Introduction
A competition for art students on the theme of
disarmament and conversion, organized by the Bonn International Center
for Conversion (BICC), which took place in 1998 on the occasion of the
350th anniversary of the Peace of Wesphalia may seem at first sight
to be an unusual project for an international research and consulting
institute. The theoretical and practical transformation of former military
resources for civilian use is, however, a complex and difficult process.
Involving the public in this is among the tasks of BICC and, in this
respect, every expansion of vision is productive. It was a particularly
fascinating challenge to activate the exciting field of art and politics
today for this purpose.
The exhibition: A workshop
The result has been a ‘workshop’ of young artists:
sketches of ideas, designs, action art, work-in-progress and finished
works. The 29 participants of the exhibition—mainly students from art
and media schools and the corresponding professional disciplines in
North Rhine-Westphalia and Brandenburg—come from Bosnia, Germany, England,
Nigeria, Romania, Russia and Vietnam.
There seems to be an international understanding
on the theme of military conversion with facets which are in part very
typical for the countries of origin of the young artists: social deprivation
and the housing problems of demobilized soldiers in Russia; supplies
of raw materials from the ‘leftovers’ of the Vietnam War; the recultivation
of the many ‘decommissioned’ military properties in Germany; dealing
with ‘surplus’ weapons in Bosnia or Africa.
In as far as the participants of ConverArt
use a wide variety of genres—painting, collage, photography, film
and video projects, sculptural and architectural designs, installations
and happenings—its virtual and real complexity is reflected in an impressive
way, suitable to the theme. Metaphorical and utopian designs stand alongside
documentary and practical ideas of a ‘transformation’: art is both the
subject and object of conversion.
The German Commission for UNESCO has submitted
ConverArt to the Organization as an official German contribution
to the International Year for the Culture of Peace 2000.
The experiment: Changing reality
Not all plans could be realized; some have remained
at the design stage and some can only be documented. This is due to
the limited resources of such a competition, of the organizers and its
participants—but also to the subject itself. Why should it be easier
for young artists than for today’s generation of scientists and practitioners
to follow the contradictory new paths of military-civilian change both
conceptionally and practically?
Military phenomena live long, are difficult to
deal with, have dangerous results and are expensive to ‘remove’. They
have become firmly rooted in landscapes, the ground, water, production
units, technologies and the minds of people. The fascination of the
military really does exist. That is another reason why conversion often
gets stuck halfway. Some of the works of ConverArt are an interesting
mirror of these contradictions. At the same time, art also has another
repertoire of transformation of reality. In very different ways, the
participants of ConverArt have made use of these ‘artistic transformations’.
The ConverArt works fall roughly into
four categories:
- Constructions of memory: Abandoned
military installations, bunkers and barracks become ‘monuments’, places
of remembrance of yesterday’s military culture.
- Transcendence: Liabilities of the mind.
The glamour of the military can be overcome. Irony is often used
as a means to bridge the gap between the military and civil life.
The "attraction" of the long history of war is left behind.
- Necessity is the mother of invention: Ironies
of recycling. The ‘reuse’ and the disposal of surplus weapons
are treated with irony, by means of objective documentation and with
humor.
- Thinking and acting in civilian alternatives:
Using different media, a number of pieces of art in ConverArt
deal with the question of what new environments can be created as
a consequence of conversion and how one’s ideas can influence them.
The very different creations for ConverArt
are culturally and politically revealing snapshots of the perspectives
and mentalities, fears and desires of today’s generation on the theme
of war and peace. More clearly than in the scant early representations
of conversion in art which oscillated between idealization, heroicism
and propaganda, today often ironic distance and transformation fantasies
based on reality are in the foreground and are certainly not in contradiction
of each other.
BICC is presenting ConverArt together
with the documentary information exhibition on ‘Disarmament and Conversion—From
the Cold War towards 2000’.
We would like to link our invitation to view
and think about the exhibits to a request that you spread the ideas
of ConverArt wherever possible.
Corinna Hauswedell/Susanne Heinke-Mikaeilian
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Introduction
Le projet ConverArt : l’art du désarmement
Lancer un concours sur le thème du désarmement
et de la reconversion, destiné à des étudiants
des beaux-arts, peut passer, à première vue, pour une
initiative inhabituelle de la part d’un institut international de recherche
et de conseil. C’est pourtant ce que fit le Bonn International Center
for Conversion (BICC) en 1998, à l’occasion du 350e
anniversaire de la Paix de Westphalie. En effet, la transformation théorique
et pratique en vue d’applications civiles de ressources auparavant utilisées
à des fins militaires constitue un processus complexe et délicat.
Y associer le grand public compte parmi les tâches du BICC et
tout nouvel aspect contribue à élucider la question. Mettre
à contribution le monde de l’art et de la politique pour un tel
projet devait s’avérer être un défis des plus intéressants.
Un atelier
Le résultat en fut un "atelier"
de jeunes artistes, regroupant esquisses d’idées, ébauches,
art en action, "travaux en cours" et oeuvres achevées.
Les 29 participantes et participants à l’exposition itinéranteConverArt,
en majorité des étudiants des instituts consacrés
aux arts et aux médias ainsi que de ces facultés au sein
d’établissements d’enseignement supérieur de Rhénanie
du Nord-Westphalie et du Brandenbourg, viennent d’Allemagne, d’Angleterre,
de Bosnie, du Nigéria, de Roumanie, de Russie et du Viet-Nam.
Le thème de la reconversion militaire
a sans conteste acquis une dimension internationale, et son expression
artistique reflète en partie les problèmes spécifiques
aux pays d’où sont originaires les jeunes artistes : la misère
sociale et les problèmes de logement des soldats démobilisés
en Russie, l’utilisation des restes de la guerre comme matières
premières au Viet-Nam, la remise en état des nombreux
sites militaires "libérés" en Allemagne, l’attitude
vis-à-vis des "surplus" d’armements en Bosnie ou en
Afrique.
Les participants au projet ConverArt ont
fait appel à une large variété de genres, qu’il
s’agisse de peinture, de collages, de travaux photographiques, de films
ou de vidéos, d’esquisses sculpturales ou architecturales, d’installations
et de mises en scène, et leurs travaux reflètent parfaitement
la complexité virtuelle et réelle du sujet. L’expression
métaphorique et les ébauches à caractère
utopique y côtoient des oeuvres documentaires et des idées
pratiques d’une "transformation", où l’art est à
la fois sujet et objet de reconversion.
La Commission allemande pour l’UNESCO a soumis
ConverArt à l’Organisation à titre de contribution
officielle de l’Allemagne à l’Année internationale
de la culture de la paix, que sera l’an 2000.
Expérimenter sur une modification de
la réalité
Tout n’a pas pu être réalisé,
certains projets en sont restés au stade d’ébauche, d’autres
peuvent seulement être documentés. Cela s’explique par
les moyens limités dont disposent un tel concours, les organisateurs
et les participants, mais cela tient également au sujet. Pourquoi
de jeunes artistes auraient-ils moins de difficultés que la présente
génération de scientifiques et de praticiens à
s’engager de façon conceptuelle et pratique dans les voies nouvelles,
semées d’embûches, de la transformation du militaire en
civil ?
Les phénomènes militaires ont la
vie dure, ils sont difficiles à cerner, leurs conséquences
sont dangereuses, leur "suppression" coûteuse. Ils se
sont incrustés dans les paysages, dans le sol, dans l’eau, dans
les lieux de production, dans les technologies et dans les esprits des
hommes. Il existe bel et bien une fascination du militaire. Ce qui explique
en partie pourquoi la reconversion reste souvent inachevée.
Certaines oeuvres de ConverArt renvoient
ces contradictions de façon intéressante. Parallèlement
à cela, l’art dispose d’un tout autre répertoire pour
transformer la réalité. Les participants au concours ConverArt
ont fait usage très différent de cet art de la métamorphose.
Les oeuvres d’art de ConverArt peuvent
être regroupées en quatre catégories :
- Constructions du souvenir : sites abandonnés,
bunkers et casernes se transforment en "monuments à la
mémoire", en lieux portant les traces d’une "culture
militaire" passée.
- Transcendance d’une pensée obsolète
: les catégories de pensée répondant à
des structures militaires peuvent être transcendées.
Dans ce contexte, l’appel à l’ironie sert souvent à
passer de l’autre côté du miroir, à se débarrasser
de la futilité, de "l’attrait" exercé par
la longue histoire des guerres.
- Nécessité est mère
d’industrie - ironie de la réutilisation : la destruction
et le recyclage des "restes" militaires et des "surplus"
d’armements sont traités sous différents aspects : ironique,
documentariste, ludique.
- "Civiliser" pensée et
action : à l’aide de différents vecteurs, certains
travaux se consacrent à la question de savoir sur quoi la reconversion
pourrait déboucher et quelle influence l’attitude personnelle
est en mesure d’exercer.
Les travaux très divers réalisés
pour ConverArt constituent des instantanés, très
révélateurs du point de vue culturel et politique, des
opinions et des mentalités, des craintes et des désirs
de la génération actuelle face au thème de la guerre
et de la paix. Comparées aux - rares - traitements passés
du thème de la reconversion dans l’art qui, en fonction de la
réalité existante, naviguaient entre idéalisation,
héroïsation et propagande, les oeuvres actuelles privilégient
souvent, et plus nettement, une distanciation ironisante et des visions
imaginaires s’orientant sur la réalité, sans que ces deux
aspects soient en contradiction.
Le BICC présente ConverArt en liaison
avec une exposition documentaire intitulée Désarmement
et reconversion : de la Guerre froide vers l’an 2000.
Nous aimerions associer cette invitation à
la contemplation et à la réflexion à un voeu :
la propagation aussi vaste que possible des idées véhiculées
par ConverArt.
Corinna Hauswedell/Susanne Heinke-Mikaeilian
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